Human-Genom-Projekt

Human-Genom-Projekt
Human-Genom-Projẹkt,
 
in den 1980er-Jahren begonnenes internationales Projekt mit dem Ziel der vollständigen Aufklärung der Struktur der menschlichen Erbsubstanz. Nachfolgend zu ersten amerikanischen Entwicklungen wurden auch in Europa und Japan Genomprojekte begonnen. 1989 schlossen sich die zu diesem Zeitpunkt am Human-Genom-Projekt beteiligten Wissenschaftler in einer Dachorganisation zusammen, der Human Genome Organization (Abkürzung HUGO), um die Zusammenarbeit der verschiedenen Arbeitsgruppen zu koordinieren. Innerhalb von HUGO arbeiten internationale Komitees zu ethischen und rechtlichen Fragen im Zusammenhang mit der zunehmenden Detailkenntnis des menschlichen Genoms. Inzwischen (2000) gehören ihr rund 1 000 Mitglieder aus 50 Ländern an. Bis zum Jahr 2003 soll die Gesamtsequenz des menschlichen Genoms vorliegen. Aus der genauen Kenntnis des menschlichen Erbgutes erhofft man sich v. a. neue Möglichkeiten der Früherkennung und Behandlung von Krankheiten sowie neue Erkenntnisse über die Bedeutung genetischer Faktoren z. B. für Intelligenz, für Verhaltensmerkmale oder Suchtverhalten. Kritiker bezweifeln den gesellschaftlichen Nutzen, den die Kenntnis aller Gene des Menschen bringt, v. a. da die Möglichkeit der Früherkennung bestimmter Krankheiten große Probleme für die Betroffenen mit sich bringen kann, wenn keine Behandlungsmöglichkeit besteht. Ein weiteres Problem ist die Frage der Patentierung von Teilen des menschlichen Genoms. Es wird v. a. eine Einschränkung der Freiheit der Forschung und des Informationsaustausches zwischen den Wissenschaftlern befürchtet, da im Falle einer Patentierung die Lizenzinhaber gegen Gebühren Lizenzen zur Erforschung und zur Nutzung vergeben könnten.
 
In Deutschland legte das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie 1995 ein auf acht Jahre angelegtes Genomforschungsprogramm auf, das in den ersten vier Jahren mit jährlich 40 Mio. DM ausgestattet ist. Die Ergebnisse der Einzelvorhaben werden in einem sowohl am Max-Planck-Instituten für Molekulare Genetik in Berlin als auch am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg angesiedelten Ressourcenzentrum, in dem sich auch die Primärdatenbank befindet, zusammengeführt. Im Jahr 2000 gelang mit wesentlichen deutschen Beiträgen die Sequenzierung des Chromosoms 21, im Februar 2001 folgte auf internationaler Ebene die Veröffentlichung eines Entwurfs der fast vollständigen Sequenz des Humangenoms.
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Gentechnik: Anwendung in Pharmazie und Medizin
 

Universal-Lexikon. 2012.

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